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Synode

Synode berät über Nachbarschaften

Becker-von Wolff

Die Frühjahrssynode des Dekanats an der Dill hat sich weiter mit der Bildung sogenannter Nachbarschaftsräume im Rahmen des Veränderungsprozesses EKHN2030 beschäftigt. Dazu hatte der Dekanatssynodalvorstand (DSV) den Kirchenvorständen in den Gemeinden bereits einen zweiten Vorschlag unterbreitet.

Karte EKHN/Grafik: Becker-von Wolff

In naher Zukunft sollen links und rechts der Dill fünf Regionen gebildet werden können. Ursprünglich waren neun Nachbarschaftsräume angedacht, doch bereits auf den vergangenen Synoden 2022 wurde von einigen Synodalen angeregt, die Nachbarschaftsräume größer zu fassen, um den Gemeinden eine längerfristige Perspektive und größere Verlässlichkeit zu bieten.

Ein Antrag der Kirchengemeinde Allendorf an die Kirchensynode der EKHN, die Fristen im Rahmen von EKHN2030 zu verlängern, fand in der Dekanatssynode nach kurzer Diskussion nicht die erforderliche Mehrheit. Der Antrag wurde abgelehnt. Die Entscheidung über die Nachbarschaftsräume im Evangelischen Dekanat an der Dill soll wie vorgesehen zur Herbstsynode am 14. Oktober 2023 fallen.

Vorgeschlagen sind fünf Nachbarschaftsräume mit einer Größe von 7000 bis 11000 Gemeindegliedern (zum jetzigen Zeitpunkt):

1) Region Dietzhölztal-Eschenburg
mit Eibelshausen, Eiershausen, Ewersbach, Hirzenhain, Simmersbach und Wissenbach

2) Region Haiger-Struth
mit Allendorf, Dillbrecht, Frohnhausen, Haiger, Langenaubach, Manderbach und Roßbachtal

3) Region Rund um den Wilhelmsturm
mit Dillenburg, Donsbach, Eibach, Nanzenbach, Niederscheld, Oberscheld und Sechshelden

4) Region Herborn-Mittenaar-Siegbach
mit Ambachtal, Ballersbach, Bicken, Herborn, Herbornseelbach, Offenbach und Siegbach

5) Region Westerwald
mit Beilstein, Breitscheid, Driedorf, Fleisbach, Hörbach, Merkenbach, Nenderoth, Schönbach und Sinn.

Die vorgeschlagene Einteilung soll in den nächsten Monaten in den Kirchengemeinden beraten werden. Der amtierende Dekan Roland Jaeckle erläuterte die Notwendigkeit der Veränderungen: Sinkende Gemeindegliederzahlen und weniger ausgebildete Theologen sorgen für veränderte Rahmenbedingungen. Schon jetzt blieben Pfarrstellen länger unbesetzt als in früheren Jahren, weil die Absolventeninnen und Absolventen mehr Wahlmöglichkeiten haben und der Trend zu den Ballungsgebieten weiter stark ist“, sagte Dekan Roland Jaeckle. Er nehme wahr, dass „insbesondere bei jüngeren Pfarrerinnen und Pfarrern der Wunsch nach Teamarbeit größer wird. Hier scheint es einen Paradigmenwechsel im Vergleich zu früheren Zeiten zu geben“, so Jaeckle. Die Bildung von Nachbarschaftsräumen könne also auch eine Chance sein.

In Zukunft größere Räume und Pfarrteams

Zum Tagesordnungspunkt „Bildung von Nachbarschaftsräumen“ erläuterte der Dekan den Synodalen das Kirchengesetz zur Umsetzung der Pfarrstellenbemessung: Demnach soll sich die Zahl der Pfarrstellen in der EKHN im Bemessungszeitraum 2025 bis 2029 jährlich um fünf Prozent reduzieren. Die Gesamtzahl der Pfarrstellen soll in der EKHN Ende 2029 bei insgesamt 950 Stellen liegen, derzeit sind es rund 1400 besetzte Pfarrstellen. Im Evangelischen Dekanat an der Dill muss demnach ein Viertel der Pfarrstellen (von derzeit 32 auf 24) eingespart werden.

Um eine Versorgung der Gemeinden zu garantieren, sehe das Kirchengesetz zum Verkündigungsdienst zum 1. Januar 2025 in den Nachbarschaftsräumen die Bildung von Verkündigungsteams aus Pfarrerin/Pfarrer, möglicherweise auch aus Gemeindepädagogen sowie Kirchenmusikerin vor. Der Dekan sagte, die Bildung von Nachbarschaftsräumen habe im Evangelischen Dekanat an der Dill bereits begonnen. In einigen Regionen gibt es bereits vertragliche Kooperationen und gemeinsame Gemeindebüros. In vielen Räumen werden die Pfarrdienste bereits gemeinsam organisiert, beispielsweise in der Konfirmandenarbeit, oder bei der Planung und Verteilung der Gottesdienste.

Veränderungen gab es schon früher

Es folgte eine sachliche Diskussion unter den Synodalen: Es besteht die Sorge Ehrenamtliche zu finden. Auch die weiteren Entfernungen waren Thema. Pfarrerin Kathleen Theiß aus Driedorf: „Es sind große Räume, keine Frage. Aber wir können als Teams was daraus machen“. Mario Passauer aus Amdorf erinnerte daran, dass die Kirchengemeinde Ambachtal sich schon vor vielen Jahren auf den Weg gemacht habe. Zur Kirchengemeinde Ambachtal gehören die Herborner Ortsteile Amdorf, Burg und Uckersdorf. Aus ehemals drei eigenständigen Gemeinden ist 2005 eine Kirchengemeinde entstanden. Wichtig sei, die Gemeindeglieder auf den Weg der strukturellen Veränderung positiv mitzunehmen, sagte Passauer, das neue Gebilde muss mit Leben gefüllt sein. „Auch nach knapp 20 Jahren ist das eine spannende Aufgabe“, sagte Passauer.

In den Nachbarschaftsräumen könnten aber auch gut Energien und Synergien gebündelt werden. Haushaltsaffine Kirchenvorstandsmitglieder könnten andere Kirchengemeinden unterstützen, Konfirmandenunterricht kann gemeinsam erfolgen, zu kleine Gruppen und Chöre könnten sich zusammenschließen statt sich aufzulösen. Pfarrerin Claudia Sattler aus Herborn ermutigte die Synodalen, die Nachbarschaftsräume als Chance zu begreifen: „Jetzt wo mein Kollege Andree Best im Sommer Dekan wird, habe ich keine Angst in Herborn allein zu sein, denn wir haben mit Herbornseelbach und Ambachtal schon einen funktionierenden Nachbarschaftsraum.“ Einer möglichen Erweiterung mit den drei Mittenaar-Gemeinden und der Kirchengemeinde Siegbach sieht Sattler ebenfalls positiv entgegen. „Wir sind bereits im Austausch und weil wir uns kennen, macht es das Zusammenarbeiten leichter“.

Das Verbindende sollte überwiegen

Alt-Präses Karl-Heinz Ruhs fragte nach, ob es auch über Dekanatsgrenzen Kooperationen gebe. Pfarrer Michael Brück erinnerte an die Kirchengemeinde Simmersbach, die 2019 vom Dekanat Gladenbach in das Dekanat an der Dill gewechselt war und mit der Kirchengemeinde Hirzenhain kooperiere. Pfarrer Reiner Lepper sagte, er sähe die Fläche der Nachbarschaftsräume als eine Herausforderung. So werde die Region Westerwald sich noch einmal erweitern und möglicherweise bis Sinn reichen. Pfarrer Michael Böckner sagte mit Blick auf die neue vorgeschlagene Größe seiner Region, es bestehe die Möglichkeit in einem Nachbarschaftsraum Untergruppen zu bilden, um es so den regionalen Gegebenheiten anzupassen. Dekan Jaeckle unterstützte diesen Vorschlag. So könne es mehrere Standorte für Gemeindebüros oder den Konfi-Unterricht geben. Allerdings muss sich der gesamte Nachbarschaftsraum bis 2026 eine gemeinsame Rechtsform geben.

Die Sorge über pfarramtliche Verbindungen, die in der Vergangenheit problematisch waren und nun wieder in einem Nachbarschaftsraum zusammenarbeiten müssten, hielt Andreas Rompf aus Haiger die verbindende Botschaft des Glaubens entgegen: „Erst kommt die Botschaft, dann die Organisation“, sagte er, „was uns alle verbindet ist das Evangelium von Jesus Christus. Die christliche Botschaft sollte uns wichtiger sein als das Kirchturmdenken“. Dem pflichtete auch der neue Dekan Andree Best bei: „Die Zeiten des Besitzstandwahrens sind vorbei. Jeder weiß, dass sich etwas ändern muss. Das Denken ist da, es fehlt die Bewegung. Unser Antrieb sollte es sein, Grenzen zu überwinden, lasst es uns probieren.“

Der amtierende Dekan Roland Jaeckle und Präses Dr. Wolfgang Wörner baten abschließend die Kirchengemeinden, die mit dem Vorschlag des DSV nicht einverstanden seien, Alternativen dem DSV einzureichen.

Dekanatskirchentag in 2024

Pfarrer Martin Slenczka informierte die Frühjahrssynode darüber, dass der Ausschuss Zukunftswerkstatt einen Dekanatskirchentag im Reitgestüt Dillenburg für den 21. und 22. September 2024 plane.

Noch während der Synode erreichte Präses Dr. Wolfgang Wörner die Nachricht, dass Günter Weber, langjähriger Prädikant aus Herborn-Burg und ehemaliger Vorsitzender des CVJM-Kreisverbandes, gestorben ist. Dr. Wolfgang Wörner zeigte sich bestürtzt und würdigte Günter Webers Engagement im Dekanat an der Dill, die Synode trauert mit den Angehörigen. Auch des verstorbenen langjährigen Präses des Dekanats Herborn Joachim Wienecke wurde gedacht.

Für den scheidenden Dekan Roland Jaeckle gab es nach seinem letzten Bericht vor der Synode Standing Ovations. Zudem wurde der stellvertretende Dekan und Pfarrer Michael Brück aus Hirzenhain mit einer Urkunde von Präses Dr. Wolfgang Wörner aus dem Dekanatssynodalvorstand (DSV) verabschiedet. Bereits im damaligen Evangelischen Dekanat Dillenburg war er als stellvertretender Dekan tätig. 2019 wurde er hauptamtlicher stellvertretender Dekan mit einer halben Stelle.

 

 

 

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